Von Jan Prignitz, Landesgruppe Ost des Deutschen Bracken-Clubs

Am 30. Januar2018 um 14:25 Uhr wurde die Deutsche Bracke „Ajax von der Muskauer Heide“ zur Suche nach Wild geschnallt. Der Hund suchte bis ca. 15 Uhr im Nahbereich um den Führer (bis zu 300 m) nach Wild. Er wurde zwischenzeitlich laut, kehrte aber mehrmals zum Führer zurück. Gegen 15:05 Uhr findet der Hund Rotwild und entfernt sich Richtung Süd-West vom Führer mit dem Wild. Der Führer kennt die Wechsel und macht sich bereit, das Wild zu erlegen, wenn es den Rückwechsel annimmt.

Um 15:16 Uhr überfällt der Hund laut jagend die Zufahrtstraße zum Panzerschießplatz in der Nähe der Bundesstraße 115 und wird dabei von einem Wachposten der Bundeswehr an der B 115 gehört. Die Jagd setzt sich jetzt mehr oder weniger parallel der Bundesstraße nach Süd-Ost fort. Um 15:20 Uhr verliert der Hund die Rotwild-Fährte und schlägt einen größeren Kreis, um die Fährte um 15:21:35 wieder aufzunehmen. Um 15:23:41 Uhr überfällt der Hund eine Panzertrasse 20 m neben der Rotwildfährte auf die Fährte zu. Das Bild der Fährten auf dieser sandigen Panzertrasse lässt die Schlussfolgerung zu, dass zu diesem Zeitpunkt schon mindestens ein Wolf dem Hund in zügigem Tempo folgte. An diesem Punkt ist der Hund ca. 1500 m Luftlinie vom Führer entfernt.

Um 15:24:05 Uhr erreichte der Wolf den Hund und es kam zu einem Kampf. Im Kiefernbaumholz war dieser Platz durch aufgewühltes Moos/ Streu in einem Radius von ca. 1,5-2m und mehrere Schweißflecken erkennbar.

Das GPS-Signal des Hundes bewegt sich die gesamte Zeit bis 15:33:52 Uhr und verharrt maximal 13 s an einer Stelle. An diesem Kampfplatz wird der Hund vermutlich getötet. Die folgenden Bewegungen des GPS-Signales beziehen sich wahrscheinlich auf das Bewegen des Kadavers des Hundes auf der Suche nach einem Platz mit Deckung zum Fressen des Hundes.

Um 16:06 Uhr ist etwa die Fundposition erreicht. Da der Hund nicht mehr zu hören ist und das GPS-Signal des Halsbandes bei ca. 1000 m Entfernung nicht mehr empfangen wurde, begibt sich der Führer auf die Suche nach dem Hund. Er fährt mit dem Fahrzeug in die Richtung des letzten Signalempfanges. Dabei trifft er den Wachposten der Bundeswehr, der ihm den laut jagenden Hund bestätigte. Bei der Fahrt auf der B115 kommt das Signal des Halsbandes wieder und der Führer kann jetzt gezielt nach dem Hund suchen.

Um 16:20 Uhr wird der Hund durch den Führer gefunden. Der kurze Zeitraum zwischen letzter größerer Bewegung des Signals und Auffinden (Foto machen) spricht dafür, dass der Wolf beim Fressen des Hundes gestört wurde und sich zurückzog. Vom Zustand des Kadavers des Hundes lässt sich ablesen, dass der Hund sich nach Kampf wahrscheinlich in die Unterwürfigkeitsposition, also auf dem Rücken liegend, begeben hat. Der tödliche Biss erfolgte offensichtlich über den Brustkorb von der Bauchseite her. Am Brustkern war ein starker Blutschwamm unter dem Fell erkennbar, im dem dem Rücken zugewandten Teil der Rippen waren Löcher durch die Fangzähne zu sehen. Im dem dem Brustbein zugewandten Bereich befanden sich Löcher durch die Reißzähne. An der linken Körperseite, welche durch die Fraßaktivität auch enthäutet war, wurde auch eine durchgebissene Rippe sichtbar. Außerdem war die Flanke rechtsseitig handtellergroß eröffnet. Dies ggf. schon im Kampf? Es erscheint jedenfalls so, dass das Anfressen der Beute bis zum Auffinden nur von der linken Körperseite erfolgte, das Loch in der rechten Flanke wie erwähnt im Zuge des Kampfes dem Hund beigebracht wurde.

Dieser Absatz enthält viele Annahmen und ist eher Interpretation der Verletzungen des Hundes. Ein genauer Hergang des Tötens hätte nur in einem Gutachten durch die Landesuntersuchungsanstalt festgestellt werden können, hätte aber bedeutet, dass wir Ajax nicht mehr zurückbekommen hätten. In der Zwischenzeit ist auch über genetische Proben vom Kadaver des Hundes bestätigt worden, dass der Hund durch den Rüden des territorialen Rudels getötet wurde.

Wie können sich Hundeführer auf die neue Situation einstellen?

  1. Während der Ranzzeit keine Hunde mehr im Wolfsgebiet frei laufen lassen.
  2. Plätze, an denen Wölfe in der Nähe vermutet werden müssen (Rissnähe, Rendezvousplätze usw.) meiden.
  3. Während der Drückjagd Hunde erst ca. eine halbe Stunde nach dem Beginn des Treibens schnallen, sodass im Treiben vorhandene Wölfe nicht durch die Jagdsituation überrascht werden und dann aggressiv reagieren.
  4. Freijagende Hunde mit einem Glöckchen oder Ähnlichem ausstatten. Sie mit Schlagschutzwesten ausstatten, die einen gewissen Schutz gegen Wolfsübergriffe bieten.
  5. Hunde stets mit GPS-Geräten ausstatten.
  6. Hunde, die sich nicht vom Führer lösen, nicht zur Jagd zwingen.
  7. In der Ausbildung, Hunden beibringen, zwischen Waldspaziergang (freies Laufen um den Führer bis zu 200 m Umkreis) und der Jagdsituation (zielgerichtetes Suchen, Finden und Jagen von Wild) zu unterscheiden. Insbesondere den jagenden Hunden ist dies sicherlich schwerer beizubringen als zum Beispiel einem Vorstehhund.
  8. In den Bereich Ausbildung gehört auch, dass Hunde, die jagen sollen, nicht für das Anzeigen von Wolfsanzeichen, wie z.B. Markierstellen, Kothaufen, Haare und dergleichen belohnt werden. Sie dürfen keine positive Verknüpfung mit dem Wolf herstellen.

Der Beitrag Die letzte Jagd des Ajax von der Muskauer Heide erschien zuerst auf Landesjagdverband Brandenburg e.V..

Powered by WPeMatico